Säume an Gewässern | Fischereiverband

SÄUME AN GEWÄSSERN

Funktion im Zeichen  des Klimawandels

In der Vergangenheit wurden nahezu alle Fließgewässer zum Hochwasserschutz ausgebaut und begradigt, die Ufer befestigt. Heute werden die Ufer regelmäßig abgemulcht. Das, was aus Hochwasserschutzgründen begann, führt heute leider dazu, dass das Wasser sehr schnell und mit hohem Zerstörungspotenzial abfließt. Die zunehmenden Starkregenereignisse wirken dabei zusätzlich verstärkend.

Wir befinden uns bereits mitten im Klimawandel!

Ziele aus Sicht der Fischerei und des Gewässerschutzes

Entscheidend ist das Bewusstsein, dass die Bedeutung von Säumen bei den kleinsten Quellen, Gräben, Zuläufen und Bächen beginnt, da diese in der Summe direkte Auswirkungen auf die Gewässer haben, in die sie münden.

Idealbild eines Saumes

Betroffene Gewässer

  • Alle Gewässer, wie kleine Quellbäche, Wald- und Wiesenbäche bis hin zu Flachlandflüssen, die aktuell wenig bis keinen Uferbewuchs aufweisen

  • Auch Gewässer, die nach dem Gesetz nicht gewässerrandstreifenpflichtig sind.

  • Die Unterhaltspflicht liegt in der Regel bei den Kommunen.


Hanglage ohne Saum

Definition: Was sind Säume an Gewässern?

  • Übergangsbereich zwischen zwei unterschiedlichen Lebensräumen, wie zwischen Wiesen und Gewässern

  • Bereich von der Gewässerkante bis zur Böschungsoberkante (nicht gemeint ist der 5-Meter-Gewässerrandstreifen)

  • Die Breite ist variabel und orientiert sich in der Regel an der Breite und der Tiefenlage des jeweiligen Fließgewässers.

  • In der Regel haben Gewässer und Säume eigene Flurnummern, die nicht der landwirtschaftlichen Nutzung unterliegen dürfen.

  • Die Grenze für Landwirte ist in der Regel der befahrbare und mähbare Bereich.

  • Hohe ökologische Bedeutung als Biotopbrücken, sowohl längs des Gewässerlaufes als auch quer in die Landschaft.

  • Sie sind eigenständige Lebensräume und Nahrungsgrundlage.

  • Sie können aus Krautschicht, Hochstaudenfluren, Büschen und Bäumen bestehen. 

Auf Flurkarten ist die Flurabgrenzung bzw. die eigene Flurnummer
der Gewässer 3. Ordnung erkennbar. 
© Bayerische Vermessungsverwaltung (2025) Datenquelle: Geoportal Bayern www.geoportal.bayern.de

Negative Auswirkungen durch fehlende Säume

  • Der Klimawandel sorgt verstärkt für Stark­regen, der ungebremst und schnell abfließt.
  • Folge: hohe Sedimenteinträge, speziell von wertvollem Oberboden – wertvoll auf dem Acker, aber nicht im Gewässer
  • Übermäßige Erosion der Ufer
  • Es fehlen die passenden Pflanzen, Büsche und Bäume, welche die Uferböschungen sichern.
  • Kleine Gewässer ohne Uferbewuchs werden tendenziell nicht als Gewässer wahrgenommen. Deswegen werden sie als solche nicht geschützt.
  • Hohe Sommertemperaturen und fehlende Beschattung führen zu erhöhten Wassertemperaturen samt niedrigem Sauerstoffgehalt und gefährden die Fischbestände sowie viele andere Gewässerlebewesen.
  • Bei geringen Niederschlagsmengen und hohen Verdunstungsraten trocknen kleine Gewässer im Sommer schneller aus.
  • Folge: massiver Rückgang an Unterwasserlebewesen wie Makrozoobenthos, Fischen, Amphibien und auch Wasserpflanzen
  • Die Vielfalt der Gewässerrandpflanzen, der Insektenwelt sowie der Bestand an Vögeln und Niederwild nimmt stark ab.

    Zwei Extreme: oben im Idealzustand und unten schlecht und kein Schutz.
    Kein Uferschutz, ökologisch extrem verarmt

Lösungsmöglichkeiten zur Aufwertung und Verbesserung von Säumen

  • Mehrfaches bzw. auch jährliches Mulchen vermeiden. Dies führt zu verstärkter Düngung des Saumes und des Gewässers.
  • Es fördert Einträge von Feststoffen (Verschlammung des Gewässers und Verarmung der Pflanzenvielfalt). Anspruchsvollere Pflanzen kommen mit dem häufigen Mähen und Mulchen nicht unbedingt zurecht. 
  • Den Beschattungsgrad deutlich erhöhen.
  • Hochstaudenfluren an kleinen Gewässern zulassen.
  • Wenn 2–3 Jahre nicht gemäht wird und natürliche Sukzession zugelassen wird, dann haben standorttypische Pflanzen und Büsche die Möglichkeit sich von selbst zu entwickeln.
  • Aufwuchs von Sträuchern zulassen. 
    Besonders geeignet sind: schwarzer Holunder, gemeiner Hartriegel, Pfaffenhütchen, gemeiner und wolliger Schneeball, Liguster, Weißdornarten, Schlehen, rote Heckenkirsche oder Berberitze
  • Diese werden aufgrund ihres Geruches und leichter Giftigkeit vom Biber gemieden und brauchen keinen Biberschutz.
  • Sträucher haben ein langsames Wachstum und eine geringe Wuchshöhe (bleiben meist unter 5 Meter – geringer Schattenwurf auf Nutzflächen).
  • Alternativ sind auch Pflanzungen möglich. Hierbei ist die Absprache mit den Unterhaltspflichtigen, der Unteren Naturschutz­behörde und den Landwirten notwendig. 

    Musterzustand mit Schilfsaum als Schutzbarriere gegen Einschwemmungen

Pflege von Säumen

  • So wenig wie möglich mähen.
  • Wenn doch nötig, abschnittsweise und jährlich versetzt mähen.
  • Ideal ist die Entwicklung eines „einseitigen“ Saumes auf der sonnenzugewandten Seite. 
  • Mähgut immer abtransportieren
  • Büsche ca. alle 5–10 Jahre auf den Stock setzen, um eine Überalterung und eine übermäßige Ausbreitung zu verhindern.
  • Zulassen, dass die Säume weniger gepflegt aussehen.
  • Eine langfristig angelegte Planung der Pflege bzw. Entwicklungsziele ist notwendig.
  • Sicherstellen, dass die Hochwasserschutzmaßnahmen gewährleistet sind.
  • Abklären, wer unterhaltspflichtig ist.
  • Die Ausweitung von Pflegemaßnahmen auf die verpflichtenden Gewässerrandstreifen ist immer erstrebenswert.
  • Gewässerrenaturierung im größeren Rahmen sollte das Ziel sein.

    Saumlandschaft mit Büschen und Hochstauden

Was bewirken Säume Positives?

  • Unterhaltskosten können bei weniger Pflege reduziert werden.
  • Schutz vor Erosion der Ufer bei Hochwässern 
  • Schutz vor Einschwemmungen von Sedimenten aus landwirtschaftlichen Flächen
  • Die Verschlammung der Gewässer wird deutlich reduziert.
  • Beschattung sorgt für deutlich niedrigere Wassertemperaturen und höheren Sauerstoffgehalt.
  • Mehr Sichtschutz für den Biber und damit weniger Fluchthöhlen (auch weniger Erde im Gewässer)
  • Totholz kann ins Gewässer fallen, Wasserpflanzen wachsen und bieten den Kleinlebewesen im Gewässer mehr Unterschlupf und Nahrung. Davon profitieren wiederum auch die Fische.
  • Die Pflanzenvielfalt an Gewässerrändern nimmt zu.
  • Insektenarten wie Libellen, Schmetterlinge, Spinnen, Fliegenarten usw. finden geeignete Lebensräume für die verschiedenen Lebenszyklen.
  • Intakte Säume mit Büschen bieten auch Windschutz und tragen durch Verdunstungskälte zur Kühlung der umgebenden Landschaft bei.
  • Vögel finden hier mehr Nahrung, Schutz vor Raubvögeln und geeignete Nistmöglichkeiten.
  • Niederwild findet genügend Deckung, um sich zu vermehren und zu überleben.

    Intakte Gewässersohle mit Kies und Wasserpflanzen

Wer kann auf welche Art und Weise bei der Verbesserung von Säumen an Gewässern mitwirken?

  • Information der unterhaltspflichtigen Kommunen bei Bürgermeister-Dienst­besprechungen und bei Gewässer­nachbarschaftstagen
  • Zusammenarbeit mit Landschaftspflege­verbänden oder zum Beispiel dem Naturpark Augsburg Westliche Wälder
  • Unterstützung durch das Amt für Ländliche Entwicklung
  • Information der Gewässerschutzbeauftragten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten durch die Regierung von Schwaben
  • Information von Landwirten durch die Gewässerschutzbeauftragten bei Veranstaltungen (Feldbautag, landwirtschaftliche Berufsausbildung usw.)
  • Bei Ausbildungsexkursionen von Landwirten zum Thema Info durch den Gewässer­schutzbeauftragten des Fischereiverbands Schwaben
  • Information der Unteren Naturschutz- und Wasserrechtsbehörden, der Wasserwirtschaftsämter und andere zuständige Behörden
  • Information der Fischervereine, Fischerei­genossenschaften und anderen Naturschutzverbände

    Gebüsch bietet Schutz und Nahrung für die Tierwelt.

Ansprechpartner 

Fischereiverband Schwaben
Hubert Schuster 
Vertreter für den Gewässerschutz
Telefon 015204958263
h.schuster@fischereiverband-schwaben.de

Unterstützt durch

Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben
Telefon 08266 86265-11
fischereifachberatung@bezirk-schwaben.de